Skandal-Shooting
"Berlin Nackt – Liberale Hauptstadt"


DAS KONZEPT

Gemeinsam mit dem Bestseller-Autoren Dr. Dietmar Kreutzer ("Kauf mich" – Männer in der Werbung) hatte der Fotograf Henning von Berg im Sommer Herbst 1998 das Konzept des ungewöhnlichen Vorhabens entwickelt. Zur Unterstützung wurden zwei junge Fotografen-KollegInnen eingeladen (Suzanne de Brito-Schröder/München und Jovan Evermann/Köln). Fest vereinbart war eine exklusive Erstveröffentlichung in der Zeitschrift "Playgirl".

Grundidee des Shootings war, die Toleranz und Aufgeschlossenheit des modernen Staates "Bundesrepublik Deutschland" gemeinhin sichtbar zu machen: sechs Aktmodelle sollten auf öffentlichen Straßen und vor markanten Sehenswürdigkeiten flanieren und so die tatsächliche Liberalität der neuen Hauptstadt Berlin dokumentieren.

GESCHICHTLICHER HINTERGRUND

Auch kurz nach der innerdeutschen Wiedervereinigung zeigten sich viele europäische Nachbarstaaten noch etwas besorgt über die zu einem mächtigen Staat angewachsene Bundesrepublik. Man hegte Befürchtungen, dass von der mit Kaiser-Monarchie und Nazi-Diktatur verbundenen alten/neuen Hauptstadt Berlin irgendwann wiederum Probleme ausgehen könnten.

Die demokratischen Politiker des neuen Deutschland wollten mit dem Wechsel des Parlamentssitzes vom eher verträumten Kleinstädtchen Bonn zur Millionenmetropole Berlin somit unter anderem auch ein starkes internationales Zeichen setzten. Als zukünftiger Tagungsort für den Deutschen Bundestag war ganz bewusst ein eher traditions-belastetes Gebäude gewählt worden.

Der historische Parlamentsbau "Reichstag" wurde daher exemplarisch umgestaltet. Sir Norman Fosters zeitgeistige Architektur versinnbildlicht jetzt die neue politische Philosophie: ein jeder Bürger ist in der frei begehbaren Glaskuppel willkommen, um in den lichtdurchfluteten Sitzungssaal hinabzuschauen und die gewählten Volksvertreter zu beobachten.

DAS EIGENTLICHE SHOOTING

Das Photo-Shooting am 7. Juli 1999 gestaltet sich denn auch verblüffend unkompliziert. Unter dem anerkennenden Jubel tausender Zuschauer entkleiden sich die 6 attraktiven Burschen insgesamt immerhin 10 Mal an bedeutungsvollen Stationen (DaimlerBenz/Debis-Hauptverwaltung, Marlene-Dietrich-Platz auf dem Potsdamer Platz, Bundestag-Reichstagskuppel, Hotel Adlon vor dem Brandenburger Tor, Café Einstein auf der Promenade Unter den Linden, Edelkaufhaus Galeries Lafayette, U-Bahnhof Französische Straße, Brunnen Wittenbergplatz vor dem Kaufhaus KaDeWe und Zebrastreifen am Tauentzienstraße/Kurfürstendamm).

Niemand nimmt ernsthaften Anstoß. Keiner der mehrfach vorbeifahrenden Polizeibeamten beschlagnahmt irgendwelche Filme. Und die sechs mutigen Nackedeis selbst haben einen Riesenspaß, unter anderem im kühlen Naß eines Brunnens bei traumhaften Sommertemperaturen und unter anfeuerndem Applaus hunderter Touristen.

DER SKANDAL

Der eigentliche Aufruhr entsteht erst im Nachhinein, als Jemand aus simpler Geltungssucht und Profitgier unerlaubt zwei Schnappschüsse des Kunst-Happenings vorab an ein Hochglanzmagazin verscherbelt. Die dort leider völlig unkommentiert veröffentlichten Bilder werden prompt ganz falsch interpretiert.

Während die meisten Leser nur schmunzeln, schäumen einige konservative Politiker und Kirchenvertreter. Ärgerlich nur, dass der "falsche" Fotograf sich stolz im Blitzlichtgewitter der Journalisten sonnt und von Talkshow zu Talkshow läuft. Aber so unfair ist das Leben manchmal.

Die Richtigstellung erscheint nachträglich unter anderem in der deutschen "Playgirl", im Bildbuch "Männermodels pur", in den Wochenmagazinen "Die Zeit" und "Die Welt" sowie auch im renommierten Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" (Nr. 32, 09.08.99).

Die Bildergebnisse dieser Gruppenaktion sind zweifellos keine künstlerisch wertvollen Fotografien, sondern lediglich spaßige Schnappschüsse. Nicht das perfekte Posieren der Models war wichtig, sondern vielmehr die absolute Einmaligkeit der Situation: nackte Modelle mitten auf öffentlichen Straßen und sogar Aktfotos im Allerheiligsten, im Deutschen Bundestag!

DIE ZUSAMMENFASSUNG

Bestes Indiz für die Richtigkeit des ursprünglichen Konzeptes ist letztlich die Tatsache, dass die Ordnungsbehörden der Bundesrepublik die beiden Initiatoren des eigentlich harmlosen Kunst-Happenings niemals gerichtlich verfolgten. Fazit: Deutschland ist liberal! Berlin ist tolerant!

Lediglich der geltungssüchtige "Fotokünstler", der die Bilder so eigennützig kommerziell ausnutzte und unerlaubt vorab veröffentlichte, wird nachträglich zu Recht juristisch belangt und muss u.a. Tausend Mark Strafe bezahlen an eines der Modelle...

Hier jetzt einige Bildbeispiele aus dem umfangreichen Spaß-Shooting. – Übrigens, die allermeisten Motive sind noch gar nicht publiziert und warten noch auf interessierte Sammler.